Ein Mehrgenerationenprojekt

Der demografische Wandel führt besonders in den ländlichen Regionen zu einem drastischen Wandel der Wohnsituationen und des Wohnumfeldes. Junge Erwachsene ziehen berufsbedingt in die Städte und zurück bleiben Menschen fortgeschrittenen Alters in großen Hofreiten. Diese sind meist nicht an die sich verändernden Bedürfnisse ihrer älter werdenden Bewohner angepasst, was zu Problemen in der Bewältigung des Alltags führen kann. Bei diesen altersbedingten Alltagsproblemen und beginnender Pflegebedürftigkeit halfen stets Kinder und Angehörige, die im Ort oder oft sogar im selben Haus lebten. Doch was passiert wenn Kinder und Enkel nicht im Ort sind? Die grundlegendsten Aufgaben werden durch ambulante Pflegedienste erfüllt, jedoch sind Senioren oftmals allein in ihren nichtbarrierefreien Häusern, bis die Probleme nicht länger selbst bewältigt werden können. Dann sind viele Menschen fortgeschrittenen Alters gezwungen, ihre gewohnte Umgebung aufzugeben und in Altersheime umzuziehen. Diese finden sich jedoch in der Regel nur in den Kernstädten, was bedeutet, dass die Betroffenen in ländlichen Ortschaften nicht nur aus ihren Häusern, sondern gleich aus dem kompletten Lebensumfeld, den Bekanntenkreisen und den Heimatortenmgerissen werden. Diese Problematik war auch in Freienseen zu beobachten und veranlasste die Einwohner zur Gründung der Initiative „Nachbarschaftsfamilie“, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, den älteren Mitbürgern ihres Dorfes zu ermöglichen, so lange wie möglich in ihrem Heimatort zu verweilen und am gemeinschaftlichen Leben teilzuhaben. Das Engagement der Freienseener zeigte schnell erste Früchte. Aus der anfänglichen Initiative gründete sich der Förderverein „Vogelsberger Generationennetzwerk / Nachbarschaftsfamilie e.V.“ und aus einzelnen Ideen entsteht mit dem Projekt DorfSchmiede Freienseen ein neuer multifunktionaler Mittelpunkt des Dorfes. Die DorfSchmiede Freienseen ist eine Vision, die auf allen Ebenen aus den Folgen des demografischen Wandels lernen will: Sie will älteren Menschen die Möglichkeit zur heimatnahen Tagespflegen und Betreuung schaffen. Sie soll die dörfliche Nahversorgung reaktivieren und als neuer Ortsmittelpunkt ein Forum für den Dialog des ganzen Ortes bieten. Sie soll Jung und Alt zusammenführen und die medizinische Versorgung optimieren. Sie soll zwei Leerstände in historisch wertvollen Gebäuden beseitigen. Und durch die Zusammenarbeit mit dem Waldkindergarten und der Schule, die beide vom Gemeinschaftssinn der Freienseener getragen werden, soll hier ein Mehrgenerationenprojekt im besten Sinne entstehen, das einen neuen Impuls zur Dorfentwicklung setzt.


Oder wie es der Vereinsvorsitzende und Pfarrer i.R. Dr. Ulf Häbel formuliert:

„Wir buchstabieren A-L-T nicht: „Arm, Lahm und Teuer“, sondern

„Am Leben Teilhaben – bis zum Schluss“!“